Dass Dirigenten ausschließlich böse Miene zum stets guten Gesumme machen, genervt dem „Urwald-Gerausche“ beim Umblättern der Choristen entgegenfiebern und verträumt mit dem Taktstock vor den Klangkörpern herumfuchteln, ohne auch nur ein Wort – außer „Number 16 (!) again, please !“ – an das versammelte Volk im Scheinwerferlicht zu richten, wird hiermit vehement bestritten.
Wie lieblich klingen doch die Worte, Phrasen, Sätze, Reden und Lebensweisheiten, die er in den Chorproben spontan von einer inneren Macht getrieben mal zur einen, mal zur anderen Seite zwitschert, absolut gerecht auf alle Stimmen verteilt und meist zur allgemeinen Erheiterung beitragend – natürlich nur für die immer hoch konzentrierten Choristen, die eigentlich nur dieser Sprüche wegen mitsingen (oder etwa nicht ?).
Hier eine kleine Auswahl aus den letzten acht Jahren der Chorprojekte an, in, um und aus der Marktkirche Wiesbaden:
- Ihr müsst hier eine Nashornherde sein und keine Lippizaner!
- Wenn Ihr hier etwas Richtiges und Gutes tun wollt, dann nicht nur im Namen des Herrn, sondern auch im Takt des Stückes.
- Da hinten ist vorsichtshalber einer ruhig geblieben.
- Bässe bitte nicht so laut, ihr stört den Tenor beim Reden.
- Klingt so, als hätten Sie das Verfallsdatum schon erreicht.
- Das T vom Alt, wo isses?
- Wir haben Fastenzeit, Man meint, einige fasten an den Tönen.
- Es gibt Stellen, da fällt es weniger auf, wenn man falsch sing.
- Das klappt gut, wenn die ersten Töne nicht wären.
- Dass die Töne länger werden liegt daran, dass Sie langsamer werden.
- Das klingt fatalerweise auch noch richtig!
- Der Bass hat verweigert. Und die, die nicht verweigert haben, klingen nicht so gut, wie es in den Noten notiert ist.
- Das war nicht der Wunsch des Verstorbenen.
- Sie müssen lauter singen. Ich sehe mehr als ich höre.
- Der optimale Klang war auf den ersten Ton beschränkt.
- Beim Bass gab es Höhen und Tiefen.
- Sie singen so wie eine Maus, der man das Mausloch zugeschüttet hat.
- Unglaublich, was alles so aus einem Menschen heraus komt.
- Das soll nicht so klingen, als wolle man Sie gleich begraben.
- Nicht blättern! Ich verspreche Ihnen, dass ich mich ärgere, wenn im Konzert geblättert wird.
- So nicht! Im Konzert würde ich mein Geld zurück verlangen.
- Ja, ja. Chorsingen ist anstrengend. Aber Sie wollten es ja so.
- Auch schön, aber falsch!
- Der Sopran läuft weg, wenn er schon mal singt!
- „Passus“ ist zu 90% richtig, ich spreche mit den anderen 10%
- Die Kunst des Mogelns wird hier groß geschrieben.
- Hmm: Der Text hat sein eigenen Tempo.
- Tun Sie mal so, als wäre es richtig.
- Klingt wie aus einer Gartentonne.
- Im Tenor herrscht das Nicht-Herschau-Virus.
- Tun Sie so, als ob Sie richtig singen.
- Die Klangfarbe fand ich jetzt schöner als die Töne.
- Hier gibt es Fußmetronome im eigenen Rhythmus.
- Der Ton ist reparaturverdächtig.
- Gibt es auch Sopräne, die nicht nur da sind, sondern auch singen?
- Im Taktgeben bin ich weitgehend konstant, wenn der Bass mich nicht niederbrüllt.
- Schmollmund hilft nicht, wenn man falsch singt!
- Bitte keine Abfallprodukte!
- Bitte keine Titanic-Stellen mehr!
- (Nach dem Stöhnen einer Altistin) : „Ich weiß, Sie sind verzweifelt! Ich auch!
- Wer hat von den Männern wieder mitgesungen – irgendein Vogel hat doch wieder den Sopran mitgesungen!
- Ich verstehe nichts, wenn 30 Frauen durcheinander blubbern!
- Bevor Sie weiter singen, will ich erst einmal atmen!
- Unschön, aber richtig!
- Ihr töten klingt so, als ob Sie selbst schon am Galgen hängen!
- Mensch Sopran – die Stelle nicht wie ein unrasierter Mann singen!
- Nehmen Sie sich doch Zeit für das Ende!
- Unbeweglicher Alt! Ich sehe Sie vor dem Fernseher mit der Chipstüte!
- Nicht wie im Sandmännchen!
- Keine Schafe imitieren! Sie sollen die Strafe nicht brav singen!
- Nicht vor, sondern von Mitternacht – der (Hüter Israels) hätte sonst Schlafstörungen!
- So, und das waren wohl die Hirten ab 80 (Jahre)?
- So wie Sie das (Dies irae) singen, sind Sie alle Pazifisten!
- Wer singt denn da immerzu (während einer Noten-Pause)?
- Na, ob das der Wunsch des Verstorbenen war?