Verdis Messa da Requiem in der Marktkirche
Dienstag, 27.11.2018 – Wiesbadener Kurier
Von Manuel Wenda
WIESBADEN. Nach einer großen Verdi-Gala in der Alten Oper beendeten der Marktkirchenchor Wiesbaden, die Frankfurter Singakademie, der Domchor Fulda und der Chor der Opera Classica Europa das Wochenende mit der Thüringen Philharmonie Gotha-Eisenach unter Thomas J. Frank in der Marktkirche. Verdis Messa da Requiem stand auf dem Programm.
Der Komponist war nicht eben fromm, als Vertreter des Risorgimento, der Bewegung, die einen italienischen Nationalstaat anstrebte, stand er der katholischen Kirche kritisch gegenüber. Diese Haltung spiegelt sich auch in seine Oper „Don Carlo“ wider. Das Requiem ist also eine sehr persönliche Deutung der römisch-katholischen Liturgie. Der Dirigent Hans von Bülow nannte es eine „Oper im Kirchengewand“ – unter Frank gelang eine Interpretation, die Spiritualität und Dramatik verband.
Ganz geschmeidig gestaltete das Orchester den Beginn, weihevoll sang der Chor, mit dem Solistenquartett setzten im Kyrie erste Klangwellen ein. Im berühmten Dies irae kam eine druckvolle Schärfe hinzu, gewaltige Energie verströmten Chor und Orchester. Satt tönten die Blechbläser im Liber scriptus, das Romana Vaccaro (Mezzosopran) eindringlich sang, durchaus furchteinflößende Botschaften wurden hörbar.
Einen Gegenpol setzten Vaccaro und die Sopranistin Jessey-Joy Spronk aufs anmutigste im „Recordare“. Karl Huml (Bass) deutete das Confutatis mit klarem, rundem wie beschwörendem Timbre. Das Ingemisco bot der Tenor Sung Min Song facettenreich, voller zarter und inbrünstiger Momente, dar.
Unter Frank spielte die Thüringen Philharmonie Gotha-Eisenach mit schlanker, durchdringender wie farbiger Tongebung. Filigran wurde das Offertorium eingeleitet, himmlische Geigenklänge untermalten den Gesang; schwebend, pendelnd entspann sich die Musik, deren Pulsschlag sich stetig erhöhte.
Chor und Orchester setzten im Sanctus zu Höhenflügen an, welche in einer Entrückung gipfelten. Versunkenheit prägte das Agnus Dei, die Stimmen Vaccaros, Spronks und des Chors umkreisten einander. Das abschließende Libera me glich einem Gebet, in welches die Sopranistin wachsende Vehemenz einfließen ließ. Explosionsartig stimmte der Chor noch einmal das Dies irae an, bevor das Requiem leise kündend seinem Ende entgegenging.